Der Landkreis hat wieder einen Landesligisten

Erste

Icon Kalender
29.4.2024
Icon Autor/Verfasser
Hans-Joachim Bittner
Icon Kamera/Foto
Hans-Joachim Bittner

ESV Freilassing steigt nach 4:1 gegen Waldkraiburg zum vierten Mal in die 6. Liga auf – Doppelpack von Maxi Streibl –Gut 300 Zuschauer

Von Hans-Joachim Bittner

 

Freilassing. In der 88. Minute wurden an der Seitenlinie die weißen Aufsteiger-T-Shirts ausgepackt: „Bezirksligameister 23/24 – Der Zug hat keine Bremse“ lautete das Motto des ESV Freilassing bei seinem nun schon vierten Sprung in die Landesliga. Nach einem letztlich doch noch souveränen 4:1-Derfolg gegen Schlusslicht VfL Waldkraiburg brachen beim Schlusspfiff von Referee Alexander Petzke (BSC Surheim) alle Dämme, nach einem sagenhaft souveränen Frühjahr stehen die Eisenbahner uneinholbar und verdient auf Platz 1.

Durch die 1:2-Niederlage von Verfolger FC Moosinning (2.) gegen den SVN München (4.), die während der Pause in Freilassing feststand, war klar: Selbst ein Remis hätte der Elf von Coach Albert Deiter am Ende für Meisterschaft und Direktaufstieg gereicht. Der FCM, der noch um die Relegationsteilnahme kämpfen muss, hat neun Punkte Rückstand auf den ESV, aber nur noch zwei Spiele – genauso wie Freilassing. Dornach auf Rang 3 (3:1 in Langengeisling) kann dem Meister bei zwölf Punkten Differenz (ein Spiel weniger)ebenfalls nicht mehr gefährlich werden. Am 30. und letzten Spieltag am 18. Mai haben die Freilassinger spielfrei und weilen dann bereits bei ihrem Saisonabschluss-Ausflug.

Vier Minuten waren am Traumwetter-Samstag vor gut 300 Zuschauern im Max-Aicher-Stadion absolviert, da durfte sich Maxi Streibl nach Vorarbeit von Rodi Hussein völlig frei vor VfL-Keeper Bekir Karatepe die Ecke aussuchen – 1:0 aus zwölf Metern, die Gäste hatten noch vergeblich Abseits reklamiert. In der Folge dominierte der ESV, wurde aber erst eine Viertelstunde nach der Führung erneut zwingend: Markus Prechtls Heber verfehlte sein Ziel deutlich (21.). Nach einer feinen Kombination kam Dominik Krein im Strafraum zu Fall, Referee Petzke ließ weiterlaufen, Husseins Schuss wurde abgeblockt, Streibls Kopfball viel zu ungefährlich aus (38.).

In der Pause schworen sich die Platzherren nochmal ein, hatten sie aus ihrer Überlegenheit in Durchgang eins doch zu wenig gemacht: Eine Kopfballbogenlampe von Hussein erreichte Goalie Karatepe gerade noch mit den Fingerspitzen (52.). Eine Ecke des eingewechselten Tim Bageritz an den zweiten Pfosten führte zu einem der seltenen und deshalb intensiv bejubelten Treffer von Rechtsverteidiger Christian Niederstrasser – 2:0 (54.). Nur kurz drauf foulte Hafir Kryeziu Bageritz in der roten Zone, der Gefoulte trat selbst zum Elfer an und verwandelte sicher – 3:0 (64.), sein zwölftes Saisontor. Die Partie war durch, das mögliche 4:0 vergab zuerst Maurice Albers aus spitzem Winkel knapp links vorbei (67.), dann konnte Dominik Krein den Klasse-Querpass von Matej Kovac völlig freistehend aus kurzer Distanz nicht verwerten (75.).

Den 1:3-Anschluss per starkem Lupfer über den sonst beschäftigungslosen ESV-Tormann Matej Markovic ins Kreuzeck gelang schließlich Berat Uzun (78.) – diesen Ehrentreffer hatten sich die bis zum Schluss kämpfenden VfL-Kicker absolut verdient. Das war aber noch nicht der Schlusspunkt: Nachdem der enorm starke Kapitän Simon Schlosser sein 40-Meter-Solo nicht krönen konnte (83.), setzte Maxi Streibl gleich drauf nach Zuspiel von Tobi Frisch seiner Leistung die persönliche Doppelpack-Krone auf – 4:1 (84.) –, ehe die feuchtfröhliche Feier beginnen konnte. Wegen familiären Verpflichtungen verpasste übrigens Freilassings bester Stürmer, Marco Schmitzberger (13 Tore), das Spiel und die unmittelbaren Feierlichkeiten auf dem Rasen.

2024/25 spielt der ESV Freilassing also zum vierten Mal in der Landesliga. Zuletzt war man von 2016 bis 2018 in der 6. Liga und stieg schließlich durch eine dramatisch verlorene Relegation gegen den damaligen Bezirksliga-Zweiten SV Saaldorf (0:1/1:1) ab, gegen den es erstmal kein Derby mehr geben wird. Kurios in dieser noch laufenden Spielzeit: Begonnen hatte sie mit einem echten Frust-Derby gegen Teisendorf – 1:2, nur eine von vier Niederlagen bis hierhin.

„Ich kann nur den Hut ziehen“

Trainer Albert Deiter: „Jetzt fällt wirklich viel runter. Es kam viel zusammen, nicht nur diese Saison, schon die letzten zwei drei Jahre. Was dieser Verein alles investiert hat, wie sich die Jungs weiterentwickelt haben, ist unglaublich. Ich kann vor diesem gesamten Team nur meinen Hut ziehen. Am Ende müssen die Verantwortlichen und vor allem natürlich die Mannschaft in den Fokus gerückt werden, dieser Erfolg ist der absolut verdiente Lohn. Heute haben wir gut angefangen, hatten alles unter Kontrolle. Aber dann ließen wir den Gegner leben, weil wir nicht mehr daraus machten und ein wenig unsere Linie verloren. Nach der Halbzeitansprache konzentrierten wir uns wieder auf uns, von den Ergebnissen auf den anderen Plätzen wussten wir nichts.“

 

Doppeltorschütze Maxi Streibl: „Es war schon sehr viel Druck auf dem Kessel, das hat man in der ersten Halbzeit deutlich gespürt und gesehen. Wir waren nicht befreit. Das Ausblenden so vieler Dinge kann man sich die ganze Woche vornehmen, am Ende klappt es doch nicht, schließlich waren die meisten von uns noch nie in einer solchen Situation. Mit Disziplin haben wir es aber dann doch geschafft und sind jetzt umso glücklicher.“

 

Innenverteidiger Georg Wieser zu seinem Aufstieg vom Pidinger Kreisklassen-Spieler zum Freilassinger Landesligisten: „Das hätte ich mir im Leben nicht erträumen können. Mein Plan war nach dem Wechsel, ein wenig dran zukommen und schau’n, was möglich ist. Ich wurde hier sehr gut an- und aufgenommen, aber dass das dann heuer alles so aufgeht, hätte ich niemals gedacht.“

No items found.
No items found.

Weitere Beiträge