Brandl-Elf heute Abend gleich zum Top-Derby beim ESV Freilassing – SV Saaldorf darf sich Auftaktgegner in Ruhe anschauen
Nach einer kurzen Sommerpause gibt es für Fans, Spieler und Trainer auch in Sachen Punktspiele keine Verschnaufpause. Denn schon am heutigen Freitagabend ab 18:30 Uhr stehen sich im Max-Aicher-Stadion gleich der ESV Freilassing und Neuling TSV Teisendorf zum Top-Derby gegenüber. Der zur Startrunde der Fußball-Bezirksliga Ost noch spielfreie SV Saaldorf darf zwar noch gemütlich zuschauen, muss dann aber schon am Mittwochabend daheim gegen den ESV Freilassing ran. Da bestreitet der TSV Teisendorf zeitgleich sein erstes Heimspiel gegen den VfL aus Waldkraiburg.
Das Augenmerk aber richtet sich nun ganz auf den heutigen Kracher, denn für die Gäste aus Teisendorf ist es natürlich ein ganz besonderer Einstieg in die Bezirksliga: „Der ESV Freilassing ist ein Hammer-Gegner. Wir fahren mit genauso viel Respekt wie Vorfreude dorthin“, lacht Andi Brandl in vollem Außenseiterbewusstsein. Gastiert man doch als Aufsteiger beim Vizemeister der Vorsaison. Ein Vizemeister übrigens, der erst in letzter Relegationssekunde am Aufstieg zur Landesliga gescheitert ist. Kein Wunder also, dass der ESV Freilassing bei den meisten Experten ganz oben auf der Liste der Meisterschaftsanwärter steht.
Das weist ESV-Teamchef Franz Pritzl freilich nicht von der Hand, dennoch gibt er zu bedenken, dass mit Fabio Hopf, Sebastian Mayer und Gerit Kluth drei eminent wichtige Akteure nichtmehr zur Verfügung stehen. „Unser Kader ist spielerisch besser geworden, aber er hat an Erfahrung verloren“, so der 52-Jährige, der auch anfangs seiner zweiten Saison beim ESV wieder vor einem Umbruch steht. „Ein solcher Umbruch ist immer auch eine schöne Herausforderung – vor allem, weil die Qualität im Team da ist. Mir macht es hier in Freilassing richtig Spaß“, sagt Pritzl, der acht Spieler verabschieden musste, aber dafür auch neun Neue begrüßen konnte. Neben Hopf, Mayer und Kluth verließen noch Alexander Triller, Lukas Wembacher, Patrick Kastner, Jakob Schnöll-Reichl und Marius Tugui den Verein.
Neu sind die beiden Torhüter Oliver Hauthaler und Max Tanzer. Hinzu kommen Dinko Arnautovic, Marek Brazina, Andreas Högler, Kristijan Jukic, Muhammed Hajrullahu, Peter Vasas und Amel Omerazic. Fix den Sprung in den Startkader haben der aus der Salzburg-Liga gekommene Muhammed Hajrullahu und Hammerau-Rückkehrer Andreas Högler geschafft. Und im Tor steht heute Abend Oliver Hauthaler als Nummer 1. „Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Max Tanzer, aber da der im Urlaub ist, steht der Oliver jetzt erst Mal zwischen den Pfosten – und da müsste er verdrängt werden“, so Franz Pritzl, der auch Marek Brezina, Kristijan Jukic und dem aus der 2. Mannschaft in den Kader der Ersten gezogenen Yusuf Ahmed Yusuf eine sehr gute Entwicklung bescheinigt.
Mit der Vorbereitung ist der Teamchef sehr zufrieden, auch wenn die Generalprobe gegen den ASV Piding mit 0:2 verloren ging. „Da waren alle nach harten Einheiten ziemlich platt, und vielleicht war es auch der richtige Dämpfer zur rechten Zeit“, meint der Coach, der sich schon sehr auf das heutige Abend-Derby freut. „Vom sportlichen her ist es gut, dass Teisendorf raufgekommen ist – das macht die Liga regional interessanter“, so Pritzl, der die heutigen Gäste mit Respekt in Empfang nimmt: „Der TSV ist souverän Meister geworden und nimmt einiges an Euphorie mit. Der Druck liegt natürlich bei uns. Aber wenn man oben mitspielen will – und das wollen wir – dann muss man gegen einen Aufsteiger gewinnen.“ Verzichten muss Pritzl heute übrigens auf Enis Kuka, der noch aus dem Relegationsspiel gegen Aiglsbach wegen seiner roten Karte gesperrt ist, sowie auf den verletzten Daniel Leitz, der aber wenigstens mit dem Aufbautraining begonnen hat. Die Kapitänsbinde trägt in dieser Saison beim ESV Freilassing Regisseur Denis Krojer, der sich mit seinem Boss an der Seitenlinie einig ist: „Wir haben eine gute Stimmung, alle ziehen mit. Und den Schmerz vom Knockout der letzten Saison haben wir verarbeitet.“
Es ist seine erste Trainerstation im Herren-Fußball – und da hat er gleich so richtig eingeschlagen. Der 35-jährige Andi Brandl coachte den TSV Teisendorf gleich mal in die Bezirksliga. „Der Zusammenhalt in Teisendorf ist super, tolle Typen. Da bist du schnell Teil des Vereins. Und der Erfolg hat natürlich auch mitgespielt“, so Brandl, der erst zwei Niederlagen miterleben musste. „Das mit den zwei Niederlagen werden wir so nicht halten können“, scherzt Brandl im Bewusstsein, dass ab heute Abend eine sehr anspruchsvolle Liga auf den TSV Teisendorf wartet. Und deshalb stellt er gleich klar: „Wir gehen mit großer Vorfreude, aber ohne jeglichen Druck in die Saison. Dass der Nichtabstieg unser Ziel ist, muss eigentlich gar nicht erwähnt werden – das wird knüppelhart.“ Vorbild ist für den TSV Teisendorf der SV Saaldorf: „Die haben in den letzten Jahren eindrucksvoll vorgelebt, wie man als Dorfverein in der Bezirksliga eine Rolle spielen kann – auch wenn wir das so sicher nicht schaffen“, sagt Andi Brandl, der sich auch besonders auf den ESV Freilassing freut, der heute Abend Gastgeber des Startderbys ist. „Der ESV ist für Teisendorf ein sensationeller Gegner, den man in den letzten Jahren ja nur mit dem Fernglas beobachten konnte. Für mich ist der ESV haushoher Ligafavorit, dennoch freuen wir uns total auf so einen coolen Saisonauftakt“, lacht der 35-Jährige, der selbst ein enges Verhältnis zu dem Verein pflegt, für den er ein Vierteljahrhundert die Fußballschuhe geschnürt hat und heute noch in der D-Jugend als Trainer mithilft. „Mein Bezug zum ESV ist top. Ich schätze die Arbeit von Abteilungsleiter Hans Gietl enorm“, so Brandl, der sich aber vor dem großen Namen des heutigen Gegners keineswegs wegduckt: „Ich freue mich, die Leute zu sehen und drei Punkte mitzunehmen. Verlieren ist definitiv keine Vorgabe. Und wie man unentschieden spielt – da weiß ich nicht, wie das geht.“
Allerdings ist die Vorbereitung für den TSV nicht gut gelaufen. „Wir haben gleich ein paar Ausfälle zu beklagen, aber da muss man durch.“ Immerhin ist Brandl von den Neuzugängen angetan. „Mit Tom Burghartswieser haben wir eine Maschine im Defensivverbund“, lobt er den schnellen Abwehrspieler, der vom SV Oberteisendorf kam. Große Stücke hält er auch auf Dennis Freudenreich, der sich vom A-Klassisten WSC Bayerisch Gmain dem TSV angeschlossen hat: „Er ist für mich als Flügelspieler die große Überraschung der Vorbereitung. Er hat richtig Gas gegeben. Es sieht ganz danach aus, als würde er viel Einsatzzeit bekommen.“
Eine „sensationelle Neuverpflichtung“ ist laut Brandl Heimkehrer Daniel Köck. „Seit der Rück-Verpflichtung von Stefan Hoiß damals ist das sicher der Königstransfer für den TSV Teisendorf. Nach einigen Jahren beim Bayernligisten SV Kirchanschöring kann sich der Daniel sicher zum Chef im Mittelfeld entwickeln. Aber er ist erst gute 20, man darf nicht gleich zu viel verlangen. Was ich aber bis jetzt sehe, macht er das wirklich cool.“
Eine Schlüsselposition musste beim TSV Teisendorf freilich auch noch rechtzeitig besetzt werden. Nachdem Franz Schwangler, nach nahezu zwei eindrucksvollen Jahrzehnten im Trikot mit der Nummer 1, seinen Rücktritt erklärt hatte, wurde pünktlich zum Bezirksliga-Aufstieg die Torwart-Position frei. Einig wurde man sich mit Patrick Brunold vom WSC Bayerisch Gmain. „Ein junger Kerl, hochmotiviert – er hat das Talent, in der Bezirksliga zu fangen“, sagt Andi Brandl, der uneingeschränktes Vertrauen in seinen neuen Keeper hat. Auch wenn Schwangler sich weiter fit hält und mittrainiert, „schließlich braucht man immer einen zweiten Keeper, der sofort parat steht, falls es nötig wird“, weiß der TSV Coach.